Harnröhrenstrikturen – Ursachen, Symptome und Diagnosestellung
Harnröhrenstriktur ist eine Erkrankung der Harnröhre und wird auch als Harnröhrenverengung oder Harnröhrenenge bezeichnet. Dabei tritt in der Harnröhre eine narbige Veränderung der Schleimhaut auf, so dass sich der Durchmesser stark verringert. Diese Verengung führt dazu, dass der Betroffene nur noch schwer wasserlassen kann. Der Harn staut sich in den unteren Harnwegen bis in die Blase und führt oftmals zu Blasenentzündungen. Auch die oberen Harnwege können betroffen sein, wenn sich der Rückstau bis in die Nieren ausbreitet. Bei einer ausgeprägten Vernarbung kann es sogar zum Harnverhalt kommen, was einen urologischen Notfall darstellt und unmittelbar behandelt werden muss. Diese Erkrankung kommt in Industrieländern bei 0,9 Prozent der Männer vor, nur selten sind auch Frauen davon betroffen. Eine steigende Tendenz kann beobachtet werden, was sich auf die häufigeren diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen zurückführen lässt, bei denen Katheter oder Instrumente durch die Harnröhre eingeführt werden. Diese Manipulation führt zu einer mechanischen Reizung und Verletzung der Schleimhaut, die im Zuge des Heilungsprozesses zur Bildung von Narbengewebe führt.
Auslöser und Ursachen für Harnröhrenverengungen
Es gibt eine Fülle von Ursachen, die zu einer narbigen Veränderung der Harnröhrenschleimhaut führen können, jedoch ist allen Faktoren gemeinsam, dass dabei eine mechanische Reizung der Schleimhaut vorliegt. Während des Heilungsprozesses entsteht Narbengewebe – eigentlich eine vollkommen gesunde Reaktion des Körpers. Da die Harnröhre jedoch ohnehin nur einen geringen Durchmesser hat, wird sie dadurch schnell teilweise oder komplett verlegt.
- a) Unbekannte Ursache
In manchen Fällen (etwa 30 Prozent) lässt sich keine Ursache für die Harnröhrenverengung feststellen.
- b) Manipulation durch Eingriffe / Operationen oder Bestrahlung
Beinahe die Hälfte aller Fälle (45 Prozent) lassen sich auf medizinische Eingriffe zurückführen, wie zum Beispiel Blasenspiegelungen, das Legen eines Blasenkatheters, endoskopische Untersuchungen oder Therapien und Operationen, wie Prostatektomien (Entfernung der Prostata) oder Hypospadiekorrekturen. Auch nach einer speziellen Form der Tumor-Bestrahlung (Brachytherapie) wurden Harnröhrenstrikturen festgestellt.
- c) Unfälle
Bei Beckenbrüchen kommt es nicht selten zu einem Abriss der Harnröhre. Nach der Wiederherstellung kann entstehendes Narbengewebe die Harnröhre verengen und zu einer Harnröhrenstriktur führen. Auch leichtere Unfälle, häufig als „Bagatelltraumen“ bezeichnet, können zum Problem werden. Ein klassischer Fall ist der Fahrradsturz, der mit einer Verletzung des Damms einhergeht.
- d) Entzündungen
Entzündungen der Harnröhre, die sogenannten Urethritiden, können ebenfalls zu einer Reizung oder Verletzung der Schleimhaut und einer Vernarbung führen. Auch eine nicht adäquat behandelte Gonorrhoe (Tripper) zählt zu den bekannten Auslösern der Harnröhrenstriktur. Harnwegsinfekte äußern sich durch eindeutige Symptome und sollten auf keinen Fall ignoriert werden, insbesondere wenn sie wiederholt auftreten.
Es gibt also zahlreiche Auslöser, die zu einer Harnröhrenenge führen können, daher ist es ratsam, eine länger bestehende Symptomatik der Harnwege dringend urologisch abzuklären. Auch wenn ältere Menschen grundsätzlich häufiger von Harnröhrenstrikturen betroffen sind, ist das Alter an sich kein direkter Auslöser. Vielmehr liegt die Häufigkeit daran, dass sich Ältere Menschen viel öfter verschiedenen transurethralen Eingriffen unterziehen müssen.
Aufbau der Harnröhre
Die männliche Harnröhre ist in verschiedene Abschnitte eingeteilt, von denen einige besonders anfällig für Strikturen sind. Die hintere Harnröhre verläuft durch die Prostata und die Beckenbodenmuskulatur (prostatische und membranöse Harnröhre), danach folgen die penile und die glanduläre Harnröhre (vordere Harnröhre). Die Harnröhrenstrikturen werden je nach ihrer Lage zum Beispiel als bulbäre oder penile Strikturen klassifiziert. Die meisten diagnostizierten Harnröhrenverengungen finden sich in der bulbären Harnröhre (etwa 50 Prozent) während ein Drittel in der penilen Harnröhre entsteht.
Symptome der Harnröhrenstriktur
Patienten, die vor kurzem einen transurethralen Eingriff oder einen Dauerkatheter hatten, sind besonders gefährdet, an einer Harnröhrenverengung zu erkranken. Alle Symptome, welche die Harnwege betreffen, sollten daher umgehend ärztlich abgeklärt werden, am besten durch einen erfahrenen Urologen. Die häufigsten Symptome betreffen in erster Linie das Wasserlassen. Zum einen leiden die Betroffenen unter einem ständigen Harndrang, zum anderen dauert die Harnentleerung ungewöhnlich lange und danach haben sie das Gefühl, die Blase nicht vollständig entleert zu haben. Viele Patienten nehmen die Symptome aber nicht ernst und warten mit dem Arztbesuch so lange, bis sie einen Harnwegsinfekt bekommen oder ein kompletter Harnverhalt auftritt. Dabei riskieren sie, dass sich die Entzündung auf die oberen Harnwege bis hin zur Niere ausbreitet.
Diagnostik
Allein die Vorgeschichte des Patienten kann auf eine Harnröhrenstriktur hinweisen. Häufig wird aber bei einer Blasenspiegelung festgestellt, dass die Harnröhre nicht passierbar ist, so dass relativ sicher von einer Harnröhrenstriktur ausgegangen werden kann. Allein dadurch kann allerdings nicht festgestellt werden, wie lang die Engstelle ist und wie sehr sie den Harnabfluss behindert. Mittels einer Untersuchung, die als Uroflowmetrie bezeichnet wird, kann festgestellt werden wie viel Milliliter Urin pro Sekunde ausgeschieden wird. Bei einer Harnröhrenstriktur erhält man eine Kurve mit einem ganz typischen Miktionsverlauf. Anschließend kann mit Hilfe eines Ultraschalls bestimmt werden, ob Restharn in der Blase verbleibt. Damit auch die Länge, Anzahl und genaue Lage der Verengungen festgestellt werden kann, führt der Urologe eine Cysturethrograhie durch, bei der Kontrastmittel in die Harnröhre injiziert wird. Dieses verteilt sich in der Harnröhre bis hin zur Engstelle und macht den Verlauf der Harnröhre samt ihrer Verengungen auf dem Röntgenbild sichtbar. Mit Hilfe dieses bildgebenden Verfahrens ist eine sehr genaue Diagnostik möglich, so dass auf der Basis dieser Befunde eine langfristige Therapie geplant werden kann.